Kommentar: „Skunk Works“ – interner Collaboration-Wettstreit bei Microsoft?

Der Original Artikel dazu erschien in der Computerwoche: http://www.computerwoche.de/a/office-tools-im-ueberfluss-interner-collaboration-wettstreit-bei-microsoft,3330465

 

 

Teams_oder_GroupsMit Office 365 Teams hat Microsoft tatsächlich ein spannendes neues Collaboration-Tool herausgebracht, und auch die App dazu gefällt mir sehr gut. Man hat den Eindruck, dass Microsoft in letzter Zeit vor neuen Ideen geradezu strotzt und laufend neue Tools herausbringt. Doch manchmal frage ich mich auch, wer diese ganzen Sachen überhaupt entwickelt. Hat Microsoft seine Mitarbeiter verfünffacht? Während wir vor 2010 gefühlt nur alle drei Jahre etwas Neues gehört und gesehen haben, kommen die Redmonder seit einiger Zeit fast jeden Monat mit neuen Tools und Entwicklungen um die Ecke.

Was noch auffällt bei den Collaboration-Tools ist die inzwischen unübersichtliche Vielfalt mit gleich mehreren Apps, die teilweise gegeneinander antreten. Zum Zeitpunkt der Teams-Vorstellung existierten sieben weitere, nämlich Yammer, Skype for Business, Skype, SharePoint Newsfeed (abgekündigt), SharePoint Blog, SharePoint Diskussion und Office 365 Gruppe mit „Unterhaltungen“. In vielen Foren und Blogs diskutiert man eifrig, welches Tool man denn nun für welche Aufgabe nutzen soll.

„Unterhaltung“: Den Überblick verloren

Bei all der Vielfalt scheinen Entwicklungsteams den Überblick zu verloren haben. Zumindest gewinnt man den Eindruck, wenn man sich beispielsweise die Funktion „Unterhaltungen“ näher anschaut. Es gibt diese nämlich bei Teams, und zuvor war sie schon in den Office 365 Gruppen enthalten. Wer nun aber meint, dass es sich um ein und dieselbe Funktion handelt, täuscht sich. Legt man in Office 365 eine Gruppe an, so integriert sich diese in Outlook und stellt den Bereich „Unterhaltungen“ zur Verfügung. Auch bei Teams wird eine Gruppe angelegt, und im Team findet man dann „Unterhaltungen“ vor. Beim anschließenden Blick in Outlook erkennt man sofort die Gruppe mit dem gleichen Namen. Doch klickt man dort auf die Unterhaltung, stelle man überrascht fest: Es wird darin keine der bisherigen Nachrichten angezeigt. Haben also die Microsofties tatsächlich zweimal in kurzer Zeit ein Feature entwickelt mit dem Namen „Unterhaltungen“, die nichts miteinander zu tun haben? Oder was ist das passiert?

Revival der altbekannten Skunk Works?

Mich erinnerte die Situation an eine Episode aus der frühen IT Geschichte, als bei Apple der Macintosh entstand. Steve Jobs baute damals einen Computer namens „Lisa“, doch weil er damit nicht so richtig zufrieden war, trommelte er im geheimen ein paar Leute zusammen. Während ein Großteil seiner Belegschaft weiter an Lisa arbeitete, ließ er die besten Mitarbeiter völlig frei etwas Neues kreieren. In einer Firma wurde also zwei fast gleiche Produkte entwickelt, die dann miteinander konkurrierten. Für diese Vorgehensweise hat sich der Begriff Skunk Works eingebürgert: Ein geheimes Projekt, von dem nur ein kleiner Teil der Belegschaft Bescheid weiß. Ob es bei Microsoft eine ähnliche Abteilung gibt, weiß ich natürlich nicht. Aber für einen Außenstehenden wirkt es momentan so, als ob dort nicht nur ein Skunk Work Projekt läuft, sondern vielleicht gleich vier oder fünf. Das Ganze bleibt also spannend.

Mehrere Tools für einen Zweck – ein Problem nur in der IT

Nun aber nochmal zurück zu der Frage „Wann nutze ich was“: Ist dieses Collaboration-Überangebot tatsächlich ein Problem? Oder eher eine Verunsicherung, die es speziell in IT Welt gibt? Man denke nur mal an Büromöbel. Probiert man beim Kauf alle Stühle aus, die angeboten werden, und erstellt dann Rankings? Ist man verunsichert, nachdem man gekauft und der Büromöbel-Hersteller eine weitere Serie auf den Markt bringt? Tatsache ist, dass wir mit einem Überangebot in anderen Branchen deutlich besser umgehen können als im IT-Bereich. Dort waren wir es gewohnt, dass es nur ein Textverarbeitungsprogramm gibt, eine Tabellenkalkulation und ein Mailprogramm. Der Hersteller hat uns schlicht keine Wahl gelassen. Es scheint so, als würde sich das in Zukunft ändern – und wir müssen wohl auch lernen damit umzugehen.

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