Kommentar: SharePoint-Teamsite vs. Office 365 Teams – legt Microsoft die SharePoint-Collaboration trocken?

SharePoint TeamsiteSharePoint schleppt seit über zehn Jahren etliche wohlbekannte Defizite mit sich herum. So warten die Benutzer beim Rechtemanagement oder den verschachtelten Site-Strukturen bisher vergeblich auf echte Verbesserungen. Auch eine gute SharePoint-Offline-Anwendung fehlt, immerhin gibt es jetzt mit dem neuen OneDrive zumindest einen ordentlichen Client für die Synchronisation von Dateien in Bibliotheken. Doch nach wie vor vermisst man offline die Metadaten und Listen. Für Benutzer sind die Einstiegshürden, um SharePoint zu nutzen, weiterhin relativ hoch, es fehlt auch ein guter Überblick über die verschiedenen Sites. Inhalte verschiedener Teamsites lassen sich nur mit Verrenkungen über Links verbinden. Hilfreich wäre schließlich auch mal eine gute Aufgabenverwaltung wie etwa bei Trello.

SharePoint 2016 – viel heiße Luft?

Große Hoffnungen wurden daher in den bejubelten SharePoint-Jahrgang 2016 gesetzt, doch ein näherer Blick beschert auch hier eher Ernüchterung. Oder welche neuen Funktionen sind bisher schon in Screenshots und Videos von der neuen SharePoint-Oberfläche zu sehen? Fehlanzeige auch bei den angekündigten neuen SharePoint-Apps wie Kalender, Kontakte, Aufgaben, Blogs, Diskussion oder Wikis. Aber vielleicht habe ich ja was übersehen? Ok, statt Blog haben wir jetzt News, ansonsten ist aber auf der SharePoint-Seite kaum etwas passiert.

Alles neu und anders – aber nur in Office 365

Recht viel passiert hingegen auf der Cloud-Seite in Office 365. Wer drüben beim On-Premises-Produkt auf verbessertes Aufgaben-Management gewartet hat, bekam hier den ‘Planner’ präsentiert – in Teams. Und für Newsfeed und Diskussionen steht den Cloud-Abonnenten nun ‘Unterhaltungen’ in Teams zur Verfügung. Dasselbe Muster bei den Excel Services, die jetzt unter der Marke ‘PowerBI’ in Office 365 residieren. Und was früher ‘Über uns’ hieß, erscheint nun in neuem Gewand als ‘Delve’. Dicht gemacht hat Microsoft hingegen die SiteMailboxen, den Ersatz dafür servieren sie selbstverständlich in der Cloud als Office 365 Gruppen.

Doch welchen Plan verfolgt Microsoft damit? Dass die Office 365-Entwicklung Priorität genießt, ist schon länger klar. Innovationen sollen ja in der Cloud stattfinden, hinterher fließt das meiste neue per Feature-Pack wieder in SharePoint ein. Die beschriebenen Entwicklungen werfen aber Zweifel auf, ob der Plan tatsächlich so simpel ausgelegt ist. Eher erscheint es so, als dünnten die Redmonder den Collaboration-Bereich von SharePoint ganz gezielt aus, während sie gleichzeitig viele neuartig wirkende Dienste für Office 365 erschaffen, die das Bild einer eigenständigen Plattform zeichnen.

SharePoint – das Herz der Collaboration-Innovationen

Hier könnte der Einwand kommen, dass Microsoft ja immer wieder erklärte, man könne bestimmte Funktionen aus technischen Gründen nur in der Cloud umsetzten. Doch so leicht lässt sich der SharePoint-Kenner nicht abwimmeln. Ein kurzer Blick unter die Haube reicht nämlich, um Zweifel anzumelden. Fast alle neuen Dienste beruhen auf SharePoint, wie leicht an Stellen wie Adresszeile, PowerShell, technischen Unterlagen oder dem Admin-Bereich zu erkennen ist. Überall kommen SharePoint-Mechanismen zum Tragen, so gut wie immer eine SharePoint SiteCollection angelegt. Microsoft war also sehr fleißig, neue Namen für innovative Cloud-Services in Office 365 zu erfinden, faktisch schlägt darunter aber immer das SharePoint-Herz.

Soll On-Premises ausgetrocknet werden?

Zählt man also eins und eins zusammen, so deutet sich hier eine Entwicklung an, die weniger technischen Notwendigkeiten geschuldet ist, als vielmehr einer bestimmten Produktstrategie. Aber mit welchem Ziel? Soll SharePoint on-Premise das Wasser abgegraben, und die neuen und attraktiven Funktionen nur noch in der Cloud anzubieten?

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